Anmerkungen und Hinweise zum Bau Historischer Schiffsmodelle /2
Die Holzbaukästen für Segelschiffsmodelle haben natürlich den Vorteil, dass viele Teile vorgefertigt sind. Die Spanten sind schon ausgeschnitten und müssen nur
mehr in die Holzplatte, die auch gleich den Kiel bildet eingesteckt werden. Somit ist schon der Rumpf des Schiffes erkennbar. Danach werden die Decks eingeleimt
um den Rumpf zu stabilisieren und nun muss dieser nur noch beplankt weren. Was aber fehlt sind die Angaben für die Hauptabmessungen des Schiffsrumpfes: Die
Grösste Breite inklusive der Beplankung, die Länge im Kanonendeck, und die Tiefe im Raum, wie sie in den Schiffslisten angegeben sind. Somit kann der Erbauer
nie kontrollieren ob der Maßstab auch wirklich stimmt. Das erste Problem ist die Platte in die die Spanten eingesteckt werden, - sie ist überall gleich dick. Bei den Schiffen, und natürlich ebenso bei den zeitgenössischen Werftmodellen des 17. und 18. Jahrhundert war der Kiel vorne und hinten schmäler als in der Mitte und der
Achtersteven war an seinem Abschluss beim Hauptdeckbalken wesentlich dicker als beim Kiel. Das Gleiche gilt auch für das Ruder. Alle die ein Schiffsmodell nur
zum Zeitvertreib bauen, oder ein historisches Modell, so wie ich in meinen Anfangsjahren, nur zur Verschönerung eines Raumes benötigen, mögen mir verzeihen,
wenn ich nun auf den - historischen Faktor - näher eingehe. Es sind nicht nur die oben angemerkten Unzulänglichkeiten, die ein Baukastenmodell, ich meine jetzt
von Schiffen des 17. und 18.Jahrhunderts, historisch gesehen bedenklich machen, sondern die Gesamtdarstellung. Es existieren in den Museen der ganzen Welt
wunderschöne Modelle, nur wissen wir oft nicht mehr genau den Namen der Schiffe für die diese Modelle gebaut wurden und man kann nur mehr anhand der
Abmessungen, der Anzahl der Decks und Stückpforten, sowie der Dekoration, diese Modelle in einen bestimmten Zeitraum einordnen. Man kann aber keinen
Baukasten von einem Schiff ohne Namen verkaufen und je berühmter ein Schiff ist, umso öfter wird der Baukasten gekauft. Der Grund liegt aber vor allem darin,
dass der Käufer von den beeindruckenden Bildern des Schiffes auf der Schachtel in seiner Kaufentscheidung beeinflusst wird und der Verkäufer meist vom Bau von
historischen Segelschiffen keine Ahnung hat. Das ist aber nicht der Hauptgrund, dass es so viele Victory - Soleil Royal - Sovereign of the Seas - Prince und Vasa gibt, sondern weil der Käufer keine anderen Modelle kennt. Es wird nicht vorher ein Buch über Segelschiffsmodelle gekauft oder in Museen recherchiert, sondern
immer erst wenn beim Bau Probleme auftreten. Es besteht natürlich immer die Möglichkeit nach dem Grundsatz “Wissen ist Macht - nichts wissen macht auch nichts“
oder es wird schon stimmen, ein Modell zu bauen. Nur bedenkt man dass die Qualität eines Modells nicht nur von der handwerklichen Geschicklichkeit, sondern
auch vom „gewusst wie“ abhängt, sieht die Sache anders aus. Nun zum „Gewusst wie „ gehört vor allem wie haben diese Schiffe der verschiedenen Länder
ausgesehen. Der Stil der Zeit, der Schiffe des 17. und 18. Jahrhunderts, waren das Barock und Rokoko. Eine Zeit in der das zur Schaustellen der Persönlichkeit in
Pracht und Prunk ein absolutes Muss war. Das galt für Kleidung, Feste, Paläste und natürlich auch für die Schiffe und es dauerte rund 200 Jahre bis man anfing die
Pracht zu reduzieren. Doch zurück zu den Schiffen und zur Zeit des Barock und vergleichen wir die Dekorationselemente die in den Baukästen enthalten sind mit
dem des Barock. Schlicht gesagt - da sind Welten dazwischen. Dazu einige Beispiele.
Galionsfigur der Sovereign of the Seas Englisches Wappen der Stuarts bis 1688
Baukasten Modell von Wolfgang Rotter Baukasten Werftmodell der Royal James 1671
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